1918 |
04.12. | Der Beirat des rheinischen Zentrums
fasst eine Resolution, in der alle Parteien des Rheinlands und Westfalens
aufgefordert werden, eine selbstständige Rheinisch-Westfälische Republik
im Deutschen Reich zu errichten; Hintergrund sind Befürchtungen einer
Bolschewisierung Preußens; die Ergebnisse der Wahlen zur
Nationalversammlung lassen die Überlegungen obsolet werden. |
1919 |
13.01. |
Eine Neunerkommission zur Sozialisierung des Bergbaus entsteht; die Streiks im Ruhrgebiet gehen darauf schlagartig
zurück. |
17.–
21.03. | Ein kommunistischer Aufruf zum Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den
Einmarsch von Regierungstruppen wird teilweise befolgt. |
01.04. |
Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale
Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp
350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage
beruhigen. Die Lage entspannt sich erst Ende April. |
1920 |
03.01. |
Im Ruhrgebiet und in Schlesien beginnen Streiks von Eisenbahnern für Teuerungszuschläge von 100–175 %.
Bergarbeiter fordern die Einführung der Sechs-Stunden-Schicht. Nach Verhängung des Ausnahmezustands endet der Streik
am 14.1. mit geringen Zugeständnissen der Arbeitnehmer. |
15.03. |
Im Ruhrgebiet bilden links eingestellte Arbeiter die sogenannte Rote Ruhrarmee, um gegen die putschenden
Freikorps und sympathisierende Teile der Reichswehr zu kämpfen. In zahlreichen Städten bilden vor allem USPD
und KPD sogenannte Vollzugsräte. |
17.03. |
Einheiten der Roten Ruhrarmee besiegen das Freikorps Lichtschlag und besetzen Dortmund. |
20.03. |
In Essen erfolgt die Bildung eines Zentralrats der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht
übernommen haben. |
24.03. |
Das »Bielefelder Abkommen«, ausgehandelt von 2 SPD-Ministern,
USPD- und KPD-Vertretern, fordert die Auflösung der Roten
Ruhrarmee und die Einstellung der Kämpfe. |
02.04. |
Nach Ablauf des Ultimatums marschieren Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein. Darunter befinden sich auch solche,
die vorher den Putsch von Lüttwitz und Kapp unterstützt hatten. Auf einer Delegiertenkonferenz der Arbeiterräte in
Essen spricht sich Wilhelm Pieck (KPD) für den Abbruch der Kämpfe aus. |
05.04. |
Große Teile der Roten Ruhrarmee fliehen in die von französischen Truppen besetzte Zone. |
06.04. |
Aus Protest gegen den Einmarsch der Reichswehr ins Ruhrgebiet besetzen französische Truppen u.a. Frankfurt/Main,
Darmstadt und Hanau. |
08.04. |
Die Regierungstruppen kontrollieren das Ruhrgebiet mit Ausnahme des südlichen Teils. |
1923 |
10.01. |
Belgien und Frankreich informieren das Deutsche Reich offiziell von der beabsichtigten Ruhrbesetzung. Die Besetzung
solle die Kohlelieferungen sichern und diene keinen militärischen Zwecken. |
11.01. |
Französische und belgische Truppen marschieren in das Ruhrgebiet ein. |
13.01. |
Reichskanzler Wilhelm Cuno verkündet im Reichstag den »passiven Widerstand« gegen die Besatzungstruppen
im Ruhrgebiet. Dazu gehört die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mit den Besatzern. |
15.01. |
Französische Truppen besetzen Bochum, Witten, Recklinghausen und Dortmund. |
24.01. |
Wegen der Weigerung, Kohle zu liefern, werden der Zechenbesitzer Fritz Thyssen und weitere Industrielle vom
französischen Kriegsgericht in Mainz zu hohen Geldstrafen verurteilt. |
13.02. |
Die deutsche Zollgrenze wird von der westlichen Reichsgrenze an die Ostgrenze des besetzten Ruhrgebiets verlegt. |
20.02. |
Der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet erlässt ein Einreise- und Aufenthaltsverbot
gegen alle deutschen Regierungsmitglieder. |
01.03. |
Die Besatzungsmächte im Ruhrgebiet drohen die Todesstrafe für Sabotageakte und passiven Widerstand im
Eisenbahntransportwesen an. |
03.03. |
Die von Reichspräsident Friedrich Ebert erlassene Verordnung über Spionage stellt die Zusammenarbeit mit den
französischen und belgischen Besatzungsbehörden unter hohe Zuchthausstrafe. |
Mai |
380.000 Berg- und Hüttenarbeiter befinden sich im Ausstand. |
26.05. |
Der von einem französischen Kriegstribunal wegen Geheimbündelei und Spionage zum Tode verurteilte Schlageter wird
hingerichtet. Dies löst in Deutschland zahlreiche Proteste aus. |
29.05. |
Ein von Kommunisten initiierter Bergarbeiterstreik im besetzten Ruhrgebiet wird nach neun Tagen beendet.
Hunderttausende von Arbeitern streikten erfolgreich für eine 50%ige Lohnerhöhung als Inflationsausgleich. |
11.07. |
Die Reichsregierung veröffentlicht eine Bilanz der Ruhrbesetzung: 80.000 französische und 7.000 belgische Soldaten
sind stationiert, 17.000 Eisenbahner aus beiden Länder verrichten die Arbeit ihrer ausgewiesenen deutschen Kollegen,
92 Menschen wurden bisher getötet und über 70.000 ausgewiesen. |
26.09. |
Reichskanzler Stresemann gibt den Abbruch des passiven Widerstands und die Wiederaufnahme von
Reparationslieferungen bekannt. |
1924 |
07.09. |
Die von den Besatzungsbehörden aus dem Ruhrgebiet ausgewiesenen 180.000 Personen dürfen zurückkehren. |
09.09. |
Aufhebung der Zollgrenze im besetzten Ruhrgebiet. |
10.10. |
Die Westdeutsche Funkstunde AG beginnt in Münster zu senden. |
1925 |
10.01. |
Die Alliierte Kontrollkommission verschiebt die fällige Räumung der ersten Zone des besetzten Ruhrgebiets mit dem
Hinweis, Deutschland habe gegen die Entwaffnungsbestimmungen verstoßen. Der Vorwurf bezieht sich auf die
Überschreitung der Ausbildung von Reservetruppen über das zulässige Limit von 100.000 Soldaten hinaus. |
14.07.–
31.07. |
Räumung des besetzten Ruhrgebiets. |
1928 |
31.10.–
03.12. |
Die Gewerkschaften kündigen den Tarifvertrag für die Rheinisch-Westfälische Eisenindustrie, um Lohnerhöhungen
von 15 Pf/h durchzusetzen; die Arbeitgeber antworten am 1.11. mit der Aussperrung von 240.000 Arbeitern. Vor Ort
bricht die Wirtschaft zusammen; der Reichstag beschließt, mit öffentlichen Mitteln zu helfen. Der Arbeitskampf endet
mit einem Schiedsspruch, der Lohnerhöhungen von 1–6 Pf/h vorsieht. |
1929 |
08.10. |
Das preußische Innenministerium verbietet den rechtsgerichteten Wehrverband Stahlhelm im Rheinland und in
Westfalen, weil dort die militärische Ausbildung dieser Verbände erfolge. Die Ehrenmitgliedschaft des
Reichspräsidenten im Stahlhelm erschwert ein reichsweites Vorgehen. |
1930 |
29.12. |
Die Tarifgespräche im Ruhrbergbau scheitern. Der Zechenverband des Ruhrbergbaus kündigt daraufhin am 1.1.31
295.000 Bergarbeitern zum 15.1.31. |