1918 |
08.12. |
Gründung des Landesverbandes Thüringen der DDP unter Einbeziehung des größten Teils der
Nationalliberalen, Vorsitzender Prof. Gerland. |
10.12. |
Konferenz der Arbeiter- und Soldatenräte des 36. Reichstagswahlkreises (zur Nationalversammlung) in Erfurt unter Einbeziehung der
Übergangsregierungen. Bildung eines Ausschusses aller thüringischer Staaten und des preußischen Regierungsbezirkes
Erfurt (12 Mitglieder unter dem Vorsitz von Albert Rudolph). |
23.12. |
Konstituierung des 12er-Rates. Dieser unterliegt aber letztlich den Souveränitätsansprüchen der
Staatsregierungen und Landtage. |
1919 |
19.03. |
Ende des Mitteldeutschen Generalstreiks, der sich seit Ende Februar vom Raum Halle-Merseburg auch auf Thüringen ausgedehnt hatte. Dem Streik schlossen
sich, mit Ausnahme der Nahrungsmittelbetriebe, die Beschäftigten aller Industriezweige, der Verkehrsbetriebe, der
Eisenbahn, der Elektrizitätswerke und die Landarbeiter der größten Güter an. Sie forderten unter anderem das
Mitbestimmungsrecht in den Betrieben, die Beibehaltung der Betriebsräte und die Sozialisierung der Großbetriebe. |
24./
25.03. |
1. Verwaltungskonferenz der Thüringer Staaten in Weimar. Einigung der Regierungsvertreter, die »großthüringische« Lösung (d.h. Einbeziehung des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt) zu verfolgen. Die
Regierung von Sachsen-Weimar-Eisenach erhält den Auftrag, einen Verfassungsentwurf zu erarbeiten. |
April |
Abschlussbericht des 12er-Rates. |
12.04. |
Walter Gropius wird Direktor der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule in Weimar, die er später
im Staatlichen Bauhaus integriert. |
18.04. |
Beratung der Landtagspräsidenten der thüringischen Staaten in Jena. Diese befürworten die Gründung einer
»Thüringer Verwaltungsgemeinschaft« nach reußischem Vorbild. |
28.04. |
Die Tagung der thüringisch-preußischen Staatsministerkonferenz endet ergebnislos. |
29.04. |
Auf einer weiteren Tagung der Landtagspräsidenten in Gera wird ein von Brandenstein vorgelegter Entwurf eines Staatsvertrages
allgemein gebilligt. |
19.05. |
Arnold Paulssen legt der Verwaltungskonferenz der thüringischen Staaten den Entwurf eines Staatsvertrages zur
Bildung einer Thüringer Staatengemeinschaft vor. |
20.05. |
Sitzung der Landtagspräsidenten und Regierungsvertreter. Beratung über die Vorlage Brandensteins. Beschluss eines
Vertrages über die Bildung der »Thüringer Gemeinschaft«. |
14.07. |
1. Sitzung des Thüringer Staatsrats. Arnold Paulssen (DDP, leitender Staatsminister in
Sachsen-Weimar-Eisenach) zum Vorsitzenden und Arthur Hoffmann (SPD, Sachsen-Meiningen) zum Stellvertreter
gewählt. |
30.07. |
Beratungen der Thüringer Gemeinschaft und Preußens scheitern an der Forderung Preußens nach Gebietstausch. |
Aug. |
Die preußischen Staats- und Kommunalbehörden bekräftigen ihre antithüringische Haltung. Ende des
Großthüringenplans. |
11.12. |
Das Staatsministerium von Sachsen-Meiningen legt dem Thüringer Volksrat eine Denkschrift mit Eintrittsbedingungen
vor. |
19.12. |
Der Volksrat stimmt den Bedingungen Sachsen-Meiningens zu. |
1920 |
22.03. |
Reichspräsident Ebert ernennt Arnold Paulssen zum Reichskommissar für Thüringen, der vor allem den Konflikt mit
Sachsen-Gotha bereinigen soll (bis 31.3.20). |
April |
Reichsexekution gegen Sachsen-Gotha. |
01.05. |
Gründung des Landes Thüringen per Reichsgesetz. |
12.05. |
Der Volksrat verabschiedet die provisorische Verfassung des Landes Thüringen. |
20.06. |
Bei den Landtagswahlen wird die USPD
stärkste Partei vor Landbund und SPD. |
31.07. |
Eine Regierungsbildung scheitert im Landtag, da weder SPD/USPD noch DVP/DNVP/Landbund
eine Mehrheit haben. Ein Antrag der USPD auf Landtagsauflösung scheitert ebenfalls. |
Sep. |
Spaltung der USPD-Fraktion im Landtag. |
06.11. |
Austritt von vier USPD-Abgeordneten aus der Fraktion (Albin Tenner, Otto Geithner, Emil Höllein, Karl Leps).
Diese treten später der KPD bei. |
08.11. |
SPD und DDP einigen sich auf die Bildung eines Minderheitskabinetts. |
10.11. |
Wahl des SPD/DDP-Minderheitskabinetts
unter Ministerpräsident Arnold Paulssen (DDP) im Landtag, toleriert durch die USPD. |
09.12. |
Der Landtag beschließt das »Gesetz über die Verwaltung der ehemaligen thüringischen Länder in der
Übergangszeit (Übergangsgesetz)«, das den Abschluss des thüringer Verwaltungsaufbaus bis zum 1.4.22 vorsieht.
Die ehemaligen Freistaaten werden in »Gebiete«, ihre Regierungen in »Gebietsregierungen« und ihre
Landtage in »Gebietsvertretungen« umgewandelt. Später wird die offizielle Übergangsphase bis zum 1.4.23
verlängert. |
1921 |
11.03. |
Annahme der Verfassung durch den Landtag. |
April |
Der Landtag lehnt Anträge des Thüringer Landbunds auf Landtagsauflösung ab. |
Ende
Juli |
Selbstauflösung des Landtages. |
11.09. |
Die SPD wird bei den Landtagswahlen
stärkste Partei, die Linke erhält eine knappe Mehrheit. |
20.09. |
SPD und USPD einigen sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm für Thüringen. |
07.10. |
Wahl einer sozialistischen Minderheitsregierung
unter Ministerpräsident Frölich (SPD). |
1922 |
11.03. |
Heftige Zusammenstöße zwischen Anhänger des Jungdeutschen Ordens und sozialistischen Demonstranten zu Beginn des
»Deutschen Tages« in Gotha. |
16.06. |
Der Landtag beschließt das »Gesetz über die Neuordnung der Kreise und Gemeinden
(Kreiseinteilungsgesetz)«. |
10.07. |
Der Landtag beschließt die neue Gemeinde- und Kreisordnung für Thüringen gegen 17 Stimmen. |
15.07. |
Verbot der NSDAP in Thüringen. |
01.10. |
Inkrafttreten der Kreisreform für Thüringen. Es entstehen neun (später zehn) Stadt- und 16 Landkreise. |
1923 |
07.01. |
Gründung des Landesverbandes der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP) in Erfurt. |
Feb. |
Misstrauensanträge der vereinigten Rechtsfraktion gegen Max Greil (SPD) und Karl Hermann (USPD)
scheitern. |
01.04. |
Alle Übergangsregelungen im Zusammenhang mit der Vereinigung zum Land Thüringen treten außer Kraft. |
15.05. |
Angebot der Regierungsbeteiligung an die KPD. Diese wird von der KPD abgelehnt. |
06.06. |
Die Verhandlungen zwischen SPD und KPD scheitern. |
04.08. |
Die bürgerlichen Fraktionen stellen einen Misstrauensantrag gegen das Ministerium Fröhlich, dem sich die
Kommunisten anschließen. |
11.09. |
Rücktritt des Ministerium Fröhlich. |
26.09. |
Beginn von Koalitionsverhandlungen von SPD und KPD. |
16.10. |
Nachdem sich SPD und KPD auf ein gemeinsames
Regierungsprogramm geeinigt haben, wählt der Landtag August Frölich (SPD)
zum Ministerpräsidenten, der am 25. eine SPD/KPD-Regierung
bildet. |
29.10. |
Reichswehrtruppen rücken in Thüringen ein. |
06.–
08.11. |
Die Mehrzahl der thüringischen Städte wird durch Reichswehrtruppen besetzt. |
12.11. |
Die Landesregierung veranlasst den Rücktritt der beiden kommunistischen Minister. Mit der Preisgabe der Koalition
von SPD und KPD wird die drohende Absetzung der Landesregierung verhindert. |
29.11. |
Der Versuch, das Staatsministerium durch Ergänzungswahlen im Landtag zu komplettieren, scheitert (ebenso am
30.11.23 und 7.12.23). |
14.12. |
Selbstauflösung des Landtages auf Antrag der KPD. |
1924 |
10.02. |
Der Ordnungsbund erhält bei den Landtagswahlen
48 % und verfehlt nur knapp die absolute Mehrheit im Landtag; die VVL
erreicht 9,3 %, während die Linke 7,8 % einbüßt. |
01.03. |
Der Landtag wählt das Ministerium Leutheußer (DVP), das auf Unterstützung durch die
VVL, der auch NSDAP-Mitglieder angehören, angewiesen ist. |
03.03. |
Aufhebung des NSDAP-Verbots. |
Mai |
Gründung des Roten Frontkämpferbundes in Thüringen. |
Juli |
Gründung der ersten Ortsgruppe des Roten Frontkämpferbundes in Schnett. |
1925 |
März |
Gründung des NSDAP-Gaus Thüringen; Gauleiter wird der Schriftsteller Arthur Dinter, Geschäftsführer Fritz
Sauckel. |
01.04. |
Das Staatliche Bauhaus in Weimar löst sich aufgrund eines Beschlusses der konservativen Landesregierung in
Thüringen auf und siedelt als kommunale Einrichtung nach Dessau über. Vorausgegangen sind Anfeindungen der
Rechtspresse, die das Bauhaus als »kommunistische Zentrale sowjetischer Aufmachung« diffamierten. |
1926 |
04.07. |
Die NSDAP hält in Weimar den ersten Reichsparteitag nach ihrer Neugründung ab. Thüringen ist eines der
Länder, in denen Hitler kein Redeverbot hat. |
1927 |
30.01. |
Bei den Landtagswahlen kann die SPD
8,5 % zulegen, die Linke verfehlt jedoch die Mehrheit. |
30.04. |
Der Landtag wählt eine bürgerliche Minderheitsregierung
unter Leutheußer (DVP). |
07.12. |
Thüringen und Sachsen bereinigen in einem Staatsvertrag noch unklare Abschnitte der gemeinsamen Ländergrenzen. |
1928 |
06.11. |
Karl Riedel (DVP) löst Richard Leutheußer (DVP)
als Ministerpräsident ab, das Kabinett
bleibt unverändert. |
1929 |
07.05. |
Regierungsumbildung:
neuer Ministerpräsident wird Arnold Paulssen (DDP). |
08.12. |
Die NSDAP wird bei den Landtagswahlen
mit 11,3 % drittstärkste Kraft hinter SPD und Landvolk;
die KPD verliert 3,4 %, das bürgerliche Lager zersplittert. |
1930 |
23.01. |
Der Landtag wählt Erwin Baum (Landbund) zum
Ministerpräsidenten; in der Regierung
sind außerdem DNVP, DVP und WP vertreten. Wilhelm Frick wird Minister für Inneres und Volksbildung und ist damit der erste nationalsozialistische
Landesminister. |
23.02. |
Der Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) verbietet die Lektüre des Antikriegsromans
»Im
Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque an allen thüringischen Schulen. |
29.03. |
Der Landtag verabschiedet das vom Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) eingebrachte
Ermächtigungsgesetz, das der Landesregierung weitgehende Vollmachten über die Neuorganisation von Staatseinrichtungen
erteilt. |
12.04. |
Der Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP) erlässt eine Verfügung gegen die
»Negerkultur«, mit der er gegen »fremdrassige Einflüsse« in der deutschen Kultur vorgehen will. |
26.05. |
Reichsinnenminister Joseph Wirth (Zentrum) erhebt vor dem Staatsgerichtshof Anklage gegen das Land Thüringen
wegen der Schulpolitik unter dem Minister für Inneres und Volksbildung Frick (NSDAP). Frick hat
nationalsozialistische Schulgebete eingeführt. |
07.06. |
Erste Reichstagung des 1928/29 von Alfred Rosenberg mitbegründeten NS-Kampfbundes für deutsche
Kultur in Weimar. |
1931 |
13.03. |
Die Kritik der DVP im thüringischen Landtag an der rigorosen Politik von Wilhelm Frick (NSDAP) führt
zum Bruch der 1930 geschlossenen Koalition mit der NSDAP. |
01.04. |
Der Landtag nimmt mit den Stimmen der DVP einen Misstrauensantrag der SPD gegen den Innenminister
Frick (NSDAP) an, der daraufhin zurücktritt. |
22.04. |
Bildung einer neuen Landesregierung ohne Beteiligung der NSDAP. |
19.04.–
02.05. |
Ein Volksbegehren zur Landtagsauflösung auf Initiative der KPD scheitert am Quorum von 10 %. |
1932 |
31.07. |
Bei den Landtagswahlen wird die NSDAP
mit 42,5 % stärkste Kraft, auch die KPD gewinnt 5,6 %,
während alle anderen Parteien z.T. deutlich verlieren. |
26.08. |
Der Landtag wählt eine NSDAP/Landbund-Regierung
unter Fritz Sauckel (NSDAP). |
1933 |
31.01. |
Protestkundgebung gegen die Hitler-Regierung in Zeitz. |
14.02. |
Der Landtag vertagt sich auf unbestimmte Zeit. |
April |
Neubildung des Landtags
aufgrund des »Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit
dem Reich« nach dem Ergebnis der Reichstagswahl vom 5.3. |
01.05. |
Konstituierende Sitzung des neugebildeten Landtags. |
16.05. |
Der Landtag beschließt in seiner letzten Sitzung ein »Ermächtigungsgesetz« gegen die Stimmen der 11 anwesenden SPD-Abgeordneten. |
14.10. |
Durch die Auflösung des Reichstags wird automatisch auch der Landtag
aufgelöst; eine Neubildung erfolgt nicht mehr. |