Die Rheinprovinz
Ereignisse 1918–1933

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Literatur

1918
08.11. Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten in Köln, Düsseldorf und anderen Städten des Rhein-Ruhrgebietes.
14.11.Die vier führenden Bergarbeiterverbände und der Zechenverband einigen sich auf den 8-Stunden-Tag.
04.12.Der Beirat des rheinischen Zentrums fasst eine Resolution, in der alle Parteien des Rheinlands und Westfalens aufgefordert werden, eine selbstständige Rheinisch-Westfälische Republik im Deutschen Reich zu errichten; Hintergrund sind Befürchtungen einer Bolschewisierung Preußens; die Ergebnisse der Wahlen zur Nationalversammlung lassen die Überlegungen obsolet werden.
1919
11.01. Der Essener Arbeiter- und Soldatenrat besetzt die Büros von Kohlensyndikat und Bergbaulichem Verein.
13.01. Eine Neunerkommission zur Sozialisierung des Bergbaus entsteht; die Streiks im Ruhrgebiet gehen darauf schlagartig zurück.
01.02. Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Zentrum) will die Gründung einer selbstständigen »Westdeutschen Republik« vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein.
17.–
21.03.
Ein kommunistischer Aufruf zum Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den Einmarsch von Regierungstruppen wird teilweise befolgt.
01.04. Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp 350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage beruhigen. Die Lage entspannt sich erst Ende April.
01.06. Kreise um Adam Dorten versuchen in Wiesbaden und Mainz vergeblich, eine selbstständige rheinische Republik innerhalb des Reiches zu konstituieren; dies scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden.
12.06. Wiedereröffnung der Kölner Universität auf Initiative von Oberbürgermeister Adenauer.
1920
03.01. Im Ruhrgebiet und in Schlesien beginnen Streiks von Eisenbahnern für Teuerungszuschläge von 100 bis 175 %. Bergarbeiter fordern die Einführung der Sechs-Stunden-Schicht. Nach Verhängung des Ausnahmezustands endet der Streik am 14.1. mit geringen Zugeständnissen der Arbeitnehmer.
15.03. Im Ruhrgebiet bilden links eingestellte Arbeiter die sogenannte Rote Ruhrarmee, um gegen die putschenden Freikorps und sympathisierende Teile der Reichswehr zu kämpfen. In zahlreichen Städten bilden vor allem USPD und KPD sogenannte Vollzugsräte.
17.03. Einheiten der Roten Ruhrarmee besiegen das Freikorps Lichtschlag und besetzen Dortmund.
20.03. In Essen erfolgt die Bildung eines Zentralrats der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht übernommen haben.
24.03. Das »Bielefelder Abkommen«, ausgehandelt von zwei SPD-Ministern, USPD- und KPD-Vertretern, fordert die Auflösung der Roten Ruhrarmee und die Einstellung der Kämpfe.
02.04. Nach Ablauf des Ultimatums marschieren Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein. Darunter befinden sich auch solche, die vorher den Putsch von Lüttwitz und Kapp unterstützt hatten. Auf einer Delegiertenkonferenz der Arbeiterräte in Essen spricht sich Wilhelm Pieck (KPD) für den Abbruch der Kämpfe aus.
05.04. Große Teile der Roten Ruhrarmee fliehen in die von französischen Truppen besetzte Zone.
06.04. Aus Protest gegen den Einmarsch der Reichswehr ins Ruhrgebiet besetzen französische Truppen u.a. Frankfurt/Main, Darmstadt und Hanau.
08.04. Die Regierungstruppen kontrollieren das Ruhrgebiet mit Ausnahme des südlichen Teils.
22.–
27.06.
Hungerunruhen in Krefeld, Hamburg und anderen Städten. Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden Geschäfte und Warenhäuser gestürmt.
1921
07./
08.03.
Nach der Ablehnung der Bedingungen der Alliierten durch die Reichsregierung besetzen französische Truppen Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort.
02.04. Die Reparationskommission in Paris bewilligt die Errichtung einer Zollgrenze im besetzten Rheinland. Das besetzte Areal wird zu einem eigenständigen Wirtschaftsgebiet der Alliierten.
20.04. Wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Schädigung des Ansehens der Besatzungsmacht werden mehrere deutsche Zeitschriften im Rheinland verboten.
05.05. Die Alliierten drohen bei Nichterfüllung der Reparationszahlungen mit der Besetzung des Rheinlands.
12.08. Der Oberste Rat der Alliierten beschließt die Aufhebung der Zölle für das besetzte Rheinland zum 15.9., falls das Deutsche Reich bis zum 31.8. die Reparationszahlung von 1 Milliarde Goldmark leistet.
30.09. Die Alliierten heben die über Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort verhängten Sanktionen auf, da Deutschland seinen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen ist.
1923
10.01. Belgien und Frankreich informieren das Deutsche Reich offiziell von der beabsichtigten Ruhrbesetzung. Die Besetzung solle die Kohlelieferungen sichern und diene keinen militärischen Zwecken.
11.01. Französische und belgische Truppen marschieren in das Ruhrgebiet ein.
13.01. Reichskanzler Wilhelm Cuno verkündet im Reichstag den »passiven Widerstand« gegen die Besatzungstruppen im Ruhrgebiet. Dazu gehört die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mit den Besatzern.
15.01. Französische Truppen besetzen Bochum, Witten, Recklinghausen und Dortmund.
24.01. Wegen der Weigerung, Kohle zu liefern, werden der Zechenbesitzer Fritz Thyssen und weitere Industrielle vom französischen Kriegsgericht in Mainz zu hohen Geldstrafen verurteilt.
13.02. Die deutsche Zollgrenze wird von der westlichen Reichsgrenze an die Ostgrenze des besetzten Ruhrgebiets verlegt.
20.02. Der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet erlässt ein Einreise- und Aufenthaltsverbot gegen alle deutschen Regierungsmitglieder.
März Die Eisenbahnen in den besetzten Gebieten werden bis Sommer 24 unter interalliierte Regie gestellt.
01.03. Die Besatzungsmächte im Ruhrgebiet drohen die Todesstrafe für Sabotageakte und passiven Widerstand im Eisenbahntransportwesen an.
03.03. Die von Reichspräsident Friedrich Ebert erlassene Verordnung über Spionage stellt die Zusammenarbeit mit den französischen und belgischen Besatzungsbehörden unter hohe Zuchthausstrafe.
31.03. Französische Soldaten erschießen im Essener Krupp-Werk dreizehn Arbeiter, die gegen die Beschlagnahmung von werkseigenen Personenkraftwagen demonstrieren.
07.04. In Essen verhaftet die französische Militärpolizei den ehemaligen Freikorpsoffizier Albert Leo Schlageter wegen mutmaßlicher Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Eisenbahnstrecke Dortmund-Duisburg. Schlageter ist seit 1922 Mitglied der NSDAP. Durch einen deutschen Sabotageakt auf den Rhein-Herne-Kanal wird der Abtransport von größeren Kohlemengen beträchtlich erschwert.
30.04. Eine französische Untersuchung des »Essener Blutbads« kommt zu dem Ergebnis, dass sich die französischen Truppen im Zustand der Notwehr befunden hätten, als sie auf die streikenden Krupp-Arbeiter schossen.
Mai 380.000 Berg- und Hüttenarbeiter befinden sich im Ausstand.
08.05. Das französische Kriegsgericht in Düsseldorf verurteilt Gustav Krupp zu 15 Jahren Gefängnis und 100 Mio. Mark Geldstrafe.
26.05. Der von einem französischen Kriegstribunal wegen Geheimbündelei und Spionage zum Tode verurteilte Schlageter wird hingerichtet. Dies löst in Deutschland zahlreiche Proteste aus.
29.05. Ein von Kommunisten initiierter Bergarbeiterstreik im besetzten Ruhrgebiet wird nach neun Tagen beendet. Hunderttausende von Arbeitern streikten erfolgreich für eine 50-%ige Lohnerhöhung als Inflationsausgleich.
11.07. Die Reichsregierung veröffentlicht eine Bilanz der Ruhrbesetzung: 80.000 französische und 7.000 belgische Soldaten sind stationiert, 17.000 Eisenbahner aus beiden Länder verrichten die Arbeit ihrer ausgewiesenen deutschen Kollegen, 92 Menschen wurden bisher getötet und über 70.000 ausgewiesen.
26.09. Reichskanzler Stresemann gibt den Abbruch des passiven Widerstands und die Wiederaufnahme von Reparationslieferungen bekannt.
21.10. In Aachen rufen Separatisten die Rheinische Republik aus; der Putschversuch scheitert am 26.10. an der geringen Unterstützung aus der Bevölkerung.
24.10. Auf einer Konferenz westdeutscher Politiker in Barmen spekulieren u.a. die Oberbürgermeister Jarres (Essen) und Adenauer (Köln) über Szenarien einer Rheinland-Separation.
25.10. Bei einem Treffen von Vertretern der Reichsregierung und rheinischen Politikern in Hagen wird die Bildung eines 15er-Ausschusses westdeutscher Parteivertreter verabredet, eine inhaltliche Lösung allerdings nicht gefunden. Die Reichsregierung hofft, mit britischer Hilfe die Situation verbessern zu können.
Dez. Adenauer schlägt gegenüber einem französischen General die Bildung eines autonomen westdeutschen Bundesstaates vor. Der Reichsregierung gehen die Pläne zu weit, während Frankreich mehr erreichen möchte.
30.12. Nachdem sich am Vortag die Vertreter der rheinischen Parteien gegen die Separatisten gestellt hatten, wird auf einer Vertreterversammlung von Parteien, Gewerkschaften, Kammern und Gemeinden die Einleitung von Verhandlungen zur Gründung einer (mittel-)rheinischen Republik beschlossen.
1924
07.09. Die von den Besatzungsbehörden aus dem Ruhrgebiet ausgewiesenen 180.000 Personen dürfen zurückkehren.
09.09. Aufhebung der Zollgrenze im besetzten Ruhrgebiet.
1925
Das Reich richtet einen Entschädigungsfonds für den Mittelstand sowie einen Härtausgleichsfonds für die Industrie im Rheinland ein.
10.01. Die Alliierte Kontrollkommission verschiebt die fällige Räumung der ersten Zone des besetzten Ruhrgebiets mit dem Hinweis, Deutschland habe gegen die Entwaffnungsbestimmungen verstoßen. Der Vorwurf bezieht sich auf die Überschreitung der Ausbildung von Reservetruppen über das zulässige Limit von 100.000 Soldaten hinaus.
16.05. Die Eröffnung der Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande in Köln gerät zur Demonstration gegen die Ruhrbesetzung. Die Feiern unter dem Motto »Die Rheinlande – integrierender Bestandteil des Reiches und Preußens« vermeiden allerdings ein eindeutiges Bekenntnis zum bestehenden Staat.
14.–
31.07.
Räumung des besetzten Ruhrgebiets.
25.08. Räumung von Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort.
30.11. Beginn der Räumung der Kölner Zone.
1926
31.01. Die letzten französischen und belgischen Truppen verlassen die Kölner Zone.
01.02. Nach dem Abzug der Besatzungstruppen finden in Köln, Bonn und anderen Orten Deutschlands »Befreiungsfeiern« statt.
21.03. An der offiziellen »Befreiungsfeier« im Rheinland nehmen auch Reichspräsident Paul von Hindenburg und der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer teil.
1927
15.01. Die Westdeutsche Rundfunk AG wird offiziell in Köln eröffnet.
1928
31.10.–
03.12.
Die Gewerkschaften kündigen den Tarifvertrag für die Rheinisch-Westfälische Eisenindustrie, um Lohnerhöhungen von 15 Pf/h durchzusetzen; die Arbeitgeber antworten am 1.11. mit der Aussperrung von 240.000 Arbeitern. Vor Ort bricht die Wirtschaft zusammen; der Reichstag beschließt, mit öffentlichen Mitteln zu helfen. Der Arbeitskampf endet mit einem Schiedsspruch, der Lohnerhöhungen von 1–6 Pf/h vorsieht.
1929
30.08. Am Ende der ersten Konferenz in Den Haag wird dem Deutschen Reich die Räumung des gesamten Rheinlands bis zum 30.6.30 zugesichert. Damit werden die Gebiete fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vereinbart geräumt.
08.10. Das preußische Innenministerium verbietet den rechtsgerichteten Wehrverband Stahlhelm im Rheinland und in Westfalen, weil dort die militärische Ausbildung dieser Verbände erfolge. Die Ehrenmitgliedschaft des Reichspräsidenten im Stahlhelm erschwert ein reichsweites Vorgehen.
30.11. Die Besatzungstruppen sind aus der seit 1920 besetzten Koblenzer Rheinlandzone abgezogen.
1930
17.05. Frankreichs Ministerpräsident André Tardieu ordnet die Räumung des noch besetzten Rheinlands an.
30.06. Die letzten französischen Truppen verlassen das Rheinland. Der Abzug wird von der deutschen Bevölkerung begeistert gefeiert.
05.10. In Koblenz feiern etwa 100.000 Mitglieder des Stahlhelm den »Reichsfrontsoldatentag« und fordern die deutsche Wiederaufrüstung.
29.12. Die Tarifgespräche im Ruhrbergbau scheitern. Der Zechenverband des Ruhrbergbaus kündigt daraufhin am 1.1.31 295.000 Bergarbeitern zum 15.1.31.
1932
27.01. Hitler spricht im Düsseldorfer Industrieclub und begeistert die Industriellen.
06.08. Zwischen Köln und Bonn wird die erste deutsche Autobahn für den Verkehr freigegeben.

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