1918 |
08.11. |
Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten in Köln, Düsseldorf
und anderen Städten des Rhein-Ruhrgebietes. |
14.11. | Die vier führenden
Bergarbeiterverbände und der Zechenverband einigen sich auf den
8-Stunden-Tag. |
04.12. | Der Beirat des rheinischen Zentrums
fasst eine Resolution, in der alle Parteien des Rheinlands und Westfalens
aufgefordert werden, eine selbstständige Rheinisch-Westfälische Republik
im Deutschen Reich zu errichten; Hintergrund sind Befürchtungen einer
Bolschewisierung Preußens; die Ergebnisse der Wahlen zur
Nationalversammlung lassen die Überlegungen obsolet werden. |
1919 |
11.01. |
Der Essener Arbeiter- und Soldatenrat besetzt die Büros von
Kohlensyndikat und Bergbaulichem Verein. |
13.01. |
Eine Neunerkommission zur Sozialisierung des Bergbaus entsteht; die Streiks im Ruhrgebiet gehen darauf schlagartig
zurück. |
01.02. |
Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer (Zentrum) will die Gründung einer selbstständigen
»Westdeutschen Republik« vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung
des Rheinlands vom Reich ein. |
17.–
21.03. | Ein kommunistischer Aufruf zum Generalstreik im Ruhrgebiet gegen den
Einmarsch von Regierungstruppen wird teilweise befolgt. |
01.04. |
Sozialistische und kommunistische Arbeiterführer proklamieren im Ruhrgebiet einen Generalstreik für eine radikale
Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse. Sie plädieren außerdem für eine starke Stellung der Räte. Knapp
350.000 Bergarbeiter folgen dem Streikaufruf. Carl Severing (SPD) soll als Reichs- und Staatskommissar die Lage
beruhigen. Die Lage entspannt sich erst Ende April. |
01.06. |
Kreise um Adam Dorten versuchen in Wiesbaden und Mainz
vergeblich, eine selbstständige rheinische Republik innerhalb des Reiches zu
konstituieren; dies scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen
Behörden. |
12.06. |
Wiedereröffnung der Kölner Universität auf Initiative von Oberbürgermeister Adenauer. |
1920 |
03.01. |
Im Ruhrgebiet und in Schlesien beginnen Streiks von Eisenbahnern für Teuerungszuschläge von 100 bis 175 %.
Bergarbeiter fordern die Einführung der Sechs-Stunden-Schicht. Nach Verhängung des Ausnahmezustands endet der Streik
am 14.1. mit geringen Zugeständnissen der Arbeitnehmer. |
15.03. |
Im Ruhrgebiet bilden links eingestellte Arbeiter die sogenannte Rote Ruhrarmee, um gegen die putschenden
Freikorps und sympathisierende Teile der Reichswehr zu kämpfen. In zahlreichen Städten bilden vor allem USPD
und KPD sogenannte Vollzugsräte. |
17.03. |
Einheiten der Roten Ruhrarmee besiegen das Freikorps Lichtschlag und besetzen Dortmund. |
20.03. |
In Essen erfolgt die Bildung eines Zentralrats der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht
übernommen haben. |
24.03. |
Das »Bielefelder Abkommen«, ausgehandelt von zwei SPD-Ministern,
USPD- und KPD-Vertretern, fordert die Auflösung der Roten
Ruhrarmee und die Einstellung der Kämpfe. |
02.04. |
Nach Ablauf des Ultimatums marschieren Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein. Darunter befinden sich auch solche,
die vorher den Putsch von Lüttwitz und Kapp unterstützt hatten. Auf einer Delegiertenkonferenz der Arbeiterräte in
Essen spricht sich Wilhelm Pieck (KPD) für den Abbruch der Kämpfe aus. |
05.04. |
Große Teile der Roten Ruhrarmee fliehen in die von französischen Truppen besetzte Zone. |
06.04. |
Aus Protest gegen den Einmarsch der Reichswehr ins Ruhrgebiet besetzen französische Truppen u.a. Frankfurt/Main,
Darmstadt und Hanau. |
08.04. |
Die Regierungstruppen kontrollieren das Ruhrgebiet mit Ausnahme des südlichen Teils. |
22.–
27.06. |
Hungerunruhen in Krefeld, Hamburg und anderen Städten. Aus Protest gegen die Verteuerung von Lebensmitteln werden
Geschäfte und Warenhäuser gestürmt. |
1921 |
07./
08.03. |
Nach der Ablehnung der Bedingungen der Alliierten durch die Reichsregierung besetzen französische Truppen
Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort. |
02.04. |
Die Reparationskommission in Paris bewilligt die Errichtung einer Zollgrenze im besetzten Rheinland. Das besetzte
Areal wird zu einem eigenständigen Wirtschaftsgebiet der Alliierten. |
20.04. |
Wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Schädigung des Ansehens der Besatzungsmacht werden mehrere deutsche
Zeitschriften im Rheinland verboten. |
05.05. |
Die Alliierten drohen bei Nichterfüllung der Reparationszahlungen mit der Besetzung des Rheinlands. |
12.08. |
Der Oberste Rat der Alliierten beschließt die Aufhebung der Zölle für das besetzte Rheinland zum 15.9., falls das
Deutsche Reich bis zum 31.8. die Reparationszahlung von 1 Milliarde Goldmark leistet. |
30.09. |
Die Alliierten heben die über Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort verhängten Sanktionen auf, da Deutschland seinen
Zahlungsverpflichtungen nachgekommen ist. |
1923 |
10.01. |
Belgien und Frankreich informieren das Deutsche Reich offiziell von der beabsichtigten Ruhrbesetzung. Die Besetzung
solle die Kohlelieferungen sichern und diene keinen militärischen Zwecken. |
11.01. |
Französische und belgische Truppen marschieren in das Ruhrgebiet ein. |
13.01. |
Reichskanzler Wilhelm Cuno verkündet im Reichstag den »passiven Widerstand« gegen die Besatzungstruppen
im Ruhrgebiet. Dazu gehört die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mit den Besatzern. |
15.01. |
Französische Truppen besetzen Bochum, Witten, Recklinghausen und Dortmund. |
24.01. |
Wegen der Weigerung, Kohle zu liefern, werden der Zechenbesitzer Fritz Thyssen und weitere Industrielle vom
französischen Kriegsgericht in Mainz zu hohen Geldstrafen verurteilt. |
13.02. |
Die deutsche Zollgrenze wird von der westlichen Reichsgrenze an die Ostgrenze des besetzten Ruhrgebiets verlegt. |
20.02. |
Der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen im Ruhrgebiet erlässt ein Einreise- und Aufenthaltsverbot
gegen alle deutschen Regierungsmitglieder. |
März |
Die Eisenbahnen in den besetzten Gebieten werden bis Sommer 24
unter interalliierte Regie gestellt. |
01.03. |
Die Besatzungsmächte im Ruhrgebiet drohen die Todesstrafe für Sabotageakte und passiven Widerstand im
Eisenbahntransportwesen an. |
03.03. |
Die von Reichspräsident Friedrich Ebert erlassene Verordnung über Spionage stellt die Zusammenarbeit mit den
französischen und belgischen Besatzungsbehörden unter hohe Zuchthausstrafe. |
31.03. |
Französische Soldaten erschießen im Essener Krupp-Werk dreizehn Arbeiter, die gegen die Beschlagnahmung von
werkseigenen Personenkraftwagen demonstrieren. |
07.04. |
In Essen verhaftet die französische Militärpolizei den ehemaligen Freikorpsoffizier Albert Leo Schlageter wegen
mutmaßlicher Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Eisenbahnstrecke Dortmund-Duisburg. Schlageter ist seit
1922 Mitglied der NSDAP. Durch einen deutschen Sabotageakt auf den Rhein-Herne-Kanal wird der Abtransport von
größeren Kohlemengen beträchtlich erschwert. |
30.04. |
Eine französische Untersuchung des »Essener Blutbads« kommt zu dem Ergebnis, dass sich die französischen
Truppen im Zustand der Notwehr befunden hätten, als sie auf die streikenden Krupp-Arbeiter schossen. |
Mai |
380.000 Berg- und Hüttenarbeiter befinden sich im Ausstand. |
08.05. |
Das französische Kriegsgericht in Düsseldorf verurteilt Gustav Krupp zu 15 Jahren Gefängnis und
100 Mio. Mark Geldstrafe. |
26.05. |
Der von einem französischen Kriegstribunal wegen Geheimbündelei und Spionage zum Tode verurteilte Schlageter wird
hingerichtet. Dies löst in Deutschland zahlreiche Proteste aus. |
29.05. |
Ein von Kommunisten initiierter Bergarbeiterstreik im besetzten Ruhrgebiet wird nach neun Tagen beendet.
Hunderttausende von Arbeitern streikten erfolgreich für eine 50-%ige Lohnerhöhung als Inflationsausgleich. |
11.07. |
Die Reichsregierung veröffentlicht eine Bilanz der Ruhrbesetzung: 80.000 französische und 7.000 belgische Soldaten
sind stationiert, 17.000 Eisenbahner aus beiden Länder verrichten die Arbeit ihrer ausgewiesenen deutschen Kollegen,
92 Menschen wurden bisher getötet und über 70.000 ausgewiesen. |
26.09. |
Reichskanzler Stresemann gibt den Abbruch des passiven Widerstands und die Wiederaufnahme von
Reparationslieferungen bekannt. |
21.10. |
In Aachen rufen Separatisten die Rheinische Republik aus; der Putschversuch scheitert am 26.10. an der
geringen Unterstützung aus der Bevölkerung. |
24.10. |
Auf einer Konferenz westdeutscher Politiker in Barmen
spekulieren u.a. die Oberbürgermeister Jarres (Essen) und Adenauer (Köln)
über Szenarien einer Rheinland-Separation. |
25.10. |
Bei einem Treffen von Vertretern der Reichsregierung und
rheinischen Politikern in Hagen wird die Bildung eines 15er-Ausschusses
westdeutscher Parteivertreter verabredet, eine inhaltliche Lösung allerdings
nicht gefunden. Die Reichsregierung hofft, mit britischer Hilfe die Situation
verbessern zu können. |
Dez. |
Adenauer schlägt gegenüber einem französischen General die Bildung eines
autonomen westdeutschen Bundesstaates vor. Der Reichsregierung gehen die
Pläne zu weit, während Frankreich mehr erreichen möchte. |
30.12. |
Nachdem sich am Vortag die Vertreter der rheinischen Parteien
gegen die Separatisten gestellt hatten, wird auf einer Vertreterversammlung
von Parteien, Gewerkschaften, Kammern und Gemeinden die Einleitung von
Verhandlungen zur Gründung einer (mittel-)rheinischen Republik beschlossen. |
1924 |
07.09. |
Die von den Besatzungsbehörden aus dem Ruhrgebiet ausgewiesenen 180.000 Personen dürfen zurückkehren. |
09.09. |
Aufhebung der Zollgrenze im besetzten Ruhrgebiet. |
1925 |
|
Das Reich richtet einen Entschädigungsfonds für den
Mittelstand sowie einen Härtausgleichsfonds für die Industrie im Rheinland
ein. |
10.01. |
Die Alliierte Kontrollkommission verschiebt die fällige Räumung der ersten Zone des besetzten Ruhrgebiets mit dem
Hinweis, Deutschland habe gegen die Entwaffnungsbestimmungen verstoßen. Der Vorwurf bezieht sich auf die
Überschreitung der Ausbildung von Reservetruppen über das zulässige Limit von 100.000 Soldaten hinaus. |
16.05. |
Die Eröffnung der Jahrtausend-Ausstellung der Rheinlande in Köln gerät zur Demonstration gegen die Ruhrbesetzung.
Die Feiern unter dem Motto »Die Rheinlande – integrierender Bestandteil des
Reiches und Preußens« vermeiden allerdings ein eindeutiges Bekenntnis
zum bestehenden Staat. |
14.–
31.07. |
Räumung des besetzten Ruhrgebiets. |
25.08. |
Räumung von Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort. |
30.11. |
Beginn der Räumung der Kölner Zone. |
1926 |
31.01. |
Die letzten französischen und belgischen Truppen verlassen die Kölner Zone. |
01.02. |
Nach dem Abzug der Besatzungstruppen finden in Köln, Bonn und anderen Orten Deutschlands »Befreiungsfeiern« statt. |
21.03. |
An der offiziellen »Befreiungsfeier« im Rheinland nehmen auch Reichspräsident Paul von Hindenburg und der
Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer teil. |
1927 |
15.01. |
Die Westdeutsche Rundfunk AG wird offiziell in Köln eröffnet. |
1928 |
31.10.–
03.12. |
Die Gewerkschaften kündigen den Tarifvertrag für die Rheinisch-Westfälische Eisenindustrie, um Lohnerhöhungen
von 15 Pf/h durchzusetzen; die Arbeitgeber antworten am 1.11. mit der Aussperrung von 240.000 Arbeitern. Vor Ort
bricht die Wirtschaft zusammen; der Reichstag beschließt, mit öffentlichen Mitteln zu helfen. Der Arbeitskampf endet
mit einem Schiedsspruch, der Lohnerhöhungen von 1–6 Pf/h vorsieht. |
1929 |
30.08. |
Am Ende der ersten Konferenz in Den Haag wird dem Deutschen Reich die Räumung des gesamten Rheinlands bis zum
30.6.30 zugesichert. Damit werden die Gebiete fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vereinbart geräumt. |
08.10. |
Das preußische Innenministerium verbietet den rechtsgerichteten Wehrverband Stahlhelm im Rheinland und in
Westfalen, weil dort die militärische Ausbildung dieser Verbände erfolge. Die Ehrenmitgliedschaft des
Reichspräsidenten im Stahlhelm erschwert ein reichsweites Vorgehen. |
30.11. |
Die Besatzungstruppen sind aus der seit 1920 besetzten Koblenzer Rheinlandzone abgezogen. |
1930 |
17.05. |
Frankreichs Ministerpräsident André Tardieu ordnet die Räumung des noch besetzten Rheinlands an. |
30.06. |
Die letzten französischen Truppen verlassen das Rheinland. Der Abzug wird von der deutschen Bevölkerung begeistert
gefeiert. |
05.10. |
In Koblenz feiern etwa 100.000 Mitglieder des Stahlhelm den »Reichsfrontsoldatentag« und fordern
die deutsche Wiederaufrüstung. |
29.12. |
Die Tarifgespräche im Ruhrbergbau scheitern. Der Zechenverband des Ruhrbergbaus kündigt daraufhin am 1.1.31
295.000 Bergarbeitern zum 15.1.31. |
1932 |
27.01. |
Hitler spricht im Düsseldorfer Industrieclub und begeistert die Industriellen. |
06.08. |
Zwischen Köln und Bonn wird die erste deutsche Autobahn für den Verkehr freigegeben. |